Herkunft

Die Beschreibung des ACD ist der Autorin Eva Holdegger-Walser sehr gut gelungen. In der WUFF-Online ist ein Beitrag aus ihrem Buch zu finden. 

Der etwas extremere Hund
Autor: Eva Holdegger-Walser / WUFF-Ausgabe: 2006-12

Hundekenner behaupten, Besitzer gleichen je länger je mehr ihrem vierbeinigen Begleiter. An welchen Merkmalen erkennt man nun den Halter eines Australian Cattle Dogs (ACD)? Oft sind es sportliche, direkte Menschen mit vereinzelt grauen Haaren und vielen Lachfalten! Der ACD ist ein spezieller Hund für spezielle Menschen, der wahrscheinlich nie zum Modehund wird, da er viel zu anspruchsvoll ist in der Haltung! Und: Der ACD lebt alles ein bisschen „extremer" aus als andere Rassen …

Der Australian Cattle Dog ist in Australien für die Treibarbeit an Kühen gezüchtet worden. Die ersten importierten Treib- und Hütehunde sahen vermutlich den Ahnen des Old English Sheepdogs ähnlich. Diese Tiere fühlten sich nicht wohl im heißen Klima, und ihr langes Fell war völlig ungeeignet für die australische Vegetation. 1830 importierte der Rinderzüchter Thomas Hall blau getüpfelte Drover Dogs aus Nordengland. Diese Hunde kreuzte er mit dem einheimischen Dingo. Ca. 10 Jahre später war dies eine etablierte Rasse, bekannt unter dem Namen „Hall´s Heeler".

Hall´s Heeler
Hall´s Heeler waren harte, genügsame Arbeitshunde, die halbwilde Rinderherden unter unangenehmsten klimatischen Bedingungen Hunderte von Kilometern durch schwierigstes Gelände treiben konnten. Diese Hunde waren auch treue, unbestechliche Wächter und so wertvoll, dass die Familie Hall keine Hunde verkaufte. Erst nach dem Tode von Thomas Hall im Jahre 1870 konnten interessierte Leute diese Hunde erwerben. Es gibt viele mündliche Überlieferungen von anschließenden weiteren Einkreuzungen in die Hall´s Heeler, teilweise mit den unmöglichsten Rassen. Leider sind praktisch keine Dokumente darüber vorhanden. Schade, wie gerne hätten wir doch ganz genau gewusst, was für Blut in unseren Hunden fließt. Doch müssen wir uns vor Augen halten, dass früher die Hunde (-Rassen) oftmals ganz anders aussahen als heute und dass die Arbeitsleistung das oberste Zuchtziel war.

Ausstellungs-Richter:
„Substanz" nicht mit „Fett" verwechseln!
1903 verfasste Robert Kaleski den ersten ACD-Standard, worin er das Erscheinungsbild des ACD als das eines kleinen, untersetzten Dingos beschreibt. Der Standard wurde zweimal abgeändert. Und so ist der ACD im aktuellen FCI-Standard beschrieben: „Das allgemeine Erscheinungsbild stellt einen kräftigen, kompakten und symmetrisch gebauten Gebrauchshund dar, der die Fähigkeit und den Willen hat, die ihm zugewiesene Aufgabe zu erfüllen, wie beschwerlich sie auch sei. Die Vereinigung von Substanz, Kraft, Ausgewogenheit und leistungsfähiger, starker Muskulatur muss den Eindruck von großer Beweglichkeit, Kraft und Ausdauer erwecken. Jedes Anzeichen von Schwerfälligkeit oder Schwächlichkeit ist ein schwerer Fehler."

Leider werden die Wörter „kräftig und kompakt" von einigen Ausstellungs-Richtern extrem gewichtet, und sie prämieren dicke und kurzbeinige Hunde mit großen Köpfen. Aber: Der ACD ist ein Arbeitshund, und er sollte auch so aussehen!

Charakter

Über den Charakter des ACD
Die usprüngliche Zucht auf Leistung war hart. Die Siedler haben nur mit den besten Treibhunden, den unbestechlichsten Wächtern gezüchtet. Diese Merkmale finden wir noch heute in unseren Hunden. Es ist schwierig „den" Cattle Dog zu beschreiben, denn es gibt sie in der ganzen Bandbreite. Vom liebenswürdigen pflegeleichten Schmusehund bis zum anspruchsvollen Dominanz-Streber! Gewisse Merkmale haben die meisten Hunde jedoch gemeinsam: Diese für die Arbeit gezüchtete Hunderasse braucht enorm viel Bewegung und eine geistige Herausforderung. Vor allem die jüngeren Hunde platzen fast vor Lebensfreude, und nur ein bisschen spazieren gehen oder neben dem Fahrrad laufen reichen nicht aus. Der ACD möchte gerne beschäftigt werden. Der ACD ist sehr rangbewusst. Schon der Welpe braucht einen Chef. Mit liebevoller Konsequenz erreicht man die besten Resultate. Früh gesetzte Regeln müssen strikt eingehalten werden, sonst testet der Hund immer wieder, wie weit er gehen kann. Vor allem während der Pubertät ist der Hundehalter gefordert, weil der ACD jede noch so kleine Inkonsequenz registriert und auch sofort ausnützt. Unsichere Menschen, die sich schlecht durchsetzen können, sollten keinen Cattle Dog halten, sonst dauert es nicht lange, bis der Hund die Führung übernimmt. ACDs werden auch Velcro- oder Schattenhunde genannt, weil sie extrem auf ihren Besitzer fixiert sind. Am liebsten sind sie den ganzen Tag bei ihrem Menschen. Gut erzogen kann man sie problemlos überall hin mitnehmen. Die meisten Cattle Dogs sind auch gute Familienhunde. Kommt der Hund früh mit lieben Kindern in Kontakt, wird der Hund zum Freund und Beschützer der Kleinen. Aber auch hier gilt die Regel: niemals Hunde und Kinder unbeaufsichtigt lassen!

Fremden gegenüber misstrauisch
Der ACD ist Fremden gegenüber eher misstrauisch und vorsichtig. Viele Hunde befolgen keine Befehle von fremden Leuten oder reagieren darauf sogar aggressiv. Dann können die Leute kaum glauben, dass der Cattle Dog zuhause das liebste, anhänglichste Schmusetierchen ist, das man sich vorstellen kann. Der Cattle Dog ist stark territorial. Seine Familie, sein Haus, sein Garten und vor allem seine fahrbare Hundehütte, das Auto, werden verteidigt. Diese an sich gute Eigenschaft kann sich auch ins Negative wenden, wenn der ACD keinen Besucher mehr ins Haus lassen will. Mit gut sozialisierten, menschenfreundlichen Welpen sollte dies jedoch nicht zum Problem werden.

Umgang mit anderen Hunden
Im Umgang mit anderen Hunden kann der Cattle Dog anstrengend sein. Vor allem Rüden gehen gerne mal auf eine Kampfaufforderung ein. An der Leine können sich ACDs aggressiv verhalten. Das Training des Sozialverhaltens anderen Hunden gegenüber ist aufwändiger als bei anderen Hunderassen!

Cattle Dogs sind oft kleine Clowns und haben einen herrlichen Humor. Der große Unterschied zum Border Collie ist der, dass der ACD neben der Arbeit immer für ein Späßchen aufgelegt ist. Diese Zeilen verstehen vermutlich nur Cattle Dog Besitzer … Wie oft lacht man doch am Tage, wenn der ACD wieder selbständig eine lustige Idee ausführt, und zwar mit diesem ihm eigenen, schelmischen Gesichtsausdruck. Und warten Sie, bis der Cattle Dog sein einzigartiges, gewinnendes Lächeln aufsetzt, dann verzeihen Sie ihm sofort jede Missetat!

Beschäftigung und Hundesport

Beschäftigung und Hundesport
Der ACD ist ein Multitalent und gut zu erziehen, weil er seinem Besitzer gefallen will und meistens sehr verfressen ist. Sie werden erstaunt sein, wie schnell diese Hunde lernen! Allerdings hat der ACD auch seine Eigenarten: Kadavergehorsam ist ihm fremd. Er will so motiviert werden, dass er das Gefühl hat, es sei seine Idee. Der ACD ist in der Lage selbständig zu denken. Hat er eine Aufgabe gut gemacht, erwartet er sofort eine Bestätigung. Bei mehrfacher, langweiliger Wiederholung „hängt er ganz einfach ab".

Der ACD eignet sich praktisch für alle Hundesportarten. Falls Sie aber ehrgeizig sind und viel erreichen möchten in der höchsten Klasse, dann werden Sie bestimmt glücklicher mit einem Border Collie oder einem Malinois! ACDs sind Individualisten und haben manchmal eine eigene kreative Auffassung der Befehlsausführung. Dafür werden Sie sehr viel Spaß haben mit Ihrem Cattle Dog! ACDs sind übrigens beliebte Reitbegleithunde, da sie einen wenig ausgeprägten Jagdinstinkt haben.

Züchterwahl

Die Auswahl eines ACD-Züchters
Der ACD ist ein mental starker Hund. Seine Aufzucht ist von größter Wichtigkeit, weil dort die Basis gelegt wird für sein späteres Verhalten. Schlecht sozialisierte Welpen werden später oft verhaltensauffällig. Besuchen Sie mehrere Züchter und öffnen Sie ihre Augen. Kaufen Sie keinen „Zwingerhund"! Die Welpen sollten bei der Familie mit viel menschlichem Kontakt und in einem spannenden Welpengarten aufwachsen, denn je mehr die Welpen spielerisch lernen können, desto sicherer werden sie in späteren Stress-Situationen.

Informieren Sie sich über die Gesundheitstest-Auswertungen der Zuchthunde. Hören die Eltern auf beiden Ohren, und sind evt. schon die Welpen BAER-getestet? Besitzen die Eltern ein Optigen-Zertifikat? Mindestens ein Hund sollte prcd-PRA Pattern A sein (dann werden die Welpen niemals an dieser Krankheit erblinden). Haben die Eltern ausgewertete Hüften (A-C, aber C muss mit A verpaart werden)?

Und: Es lohnt sich, etwas mehr Geld für einen gesunden und vor allem gut aufgezogenen Welpen auszugeben! Das ist längerfristig gesehen günstiger.

Tipps für Welpenbesitzer

Tipps für Welpenbesitzer
Gut geführte Welpenspielstunden und Junghundkurse, wo der kleine Hund angenehme Erfahrungen sammeln kann, sind wichtig für das innerartliche Verhalten. Ein Tipp für Spielstundenleiter: ACDs sind oft kleine Raubeine, die meistens sehr grob spielen. Am besten kommen sie mit Jagdhunden aus.

Geben Sie ihrem Welpen während der ersten Monate kein Quietsch-Spielzeug, damit die Beißhemmung gefestigt werden kann. Machen Sie Ihrem Kleinen sofort klar, dass Sie das „Wadenzwicken" nicht tolerieren. Weitere Tipps und Informationen über diese spezielle Hunderasse finden Sie im ersten deutschsprachigen Buch „Australian Cattle Dogs" – Geschichte, Standard und Charakter, das die Autorin verfasst hat (s. Kasten).

Cattle-News